Unter ihren Einsatzjacken tragen sie auch noch eine Softshelljacke, Andreas Halwas vertraut zudem auf eine Mütze: Auch die Ehrenamtlichen der Bereitschaft Frankfurt (Oder) des DRK-Kreisverbandes Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V., die den Kältebus besetzen, müssen sich vor den eisigen Temperaturen in den diesjährigen Februarnächten schützen.
Sechs Stunden, von 18 Uhr bis Mitternacht, sind sie durch Frankfurt (Oder) unterwegs, fahren einschlägige Plätze ab, an denen sich erfahrungsgemäß häufig Wohnungslose aufhalten. Außerdem stehen sie in Verbindung mit der Leitstelle Oderland, um auf aktuelle Hinweise oder gar Hilferufe zu reagieren.
Urlaubswoche wird für das Ehrenamt genutzt
Besetzt ist der Kältebus immer mit drei oder vier Personen. Bei der Erstellung des Einsatzplanes kann Bereitschaftsleiter Philipp Schillert auf alle 32 Aktiven der Bereitschaft Frankfurt (Oder) setzen, wobei berufliche Verpflichtungen natürlich zu berücksichtigen sind. Andreas Halwas, der im Fachbereich Aus- und Weiterbildung auch hauptberuflich für den DRK-Kreisverband tätig ist, nutzt eine Urlaubswoche für die Ausübung seines Ehrenamtes. Begleitet wird er in dieser Nacht von Veit Zettier und Mandy Kelling.
Der Kältebus ist bestückt mit Kaffee und Tee, mit Decken, Winterschlafsäcken und Handschuhen für Obdachlose, als er sich um 18 Uhr an der Niederlassung der Bereitschaft in der Feuer- und Rettungswache in der Heinrich-Hildebrand-Straße in Bewegung setzt. Für die Einsatzkräfte gehören Rettungsrucksack, Life Bag mit Defibrillator und Sauerstoffflasche zur Ausrüstung, außerdem ein Fieberthermometer. „Damit können wir eine mögliche Unterkühlung feststellen“, erläutert Andreas Halwas.
24/7-Verfügbarkeit den gesamten Winter über
Bereits seit fünf Jahren gibt es den Kältebus in der Oderstadt, beruhend auf einer Vereinbarung zwischen dem DRK-Kreisverband und der Stadt Frankfurt (Oder). „Sie sieht vor, dass wir in einer Kälteperiode so lange jede Nacht unterwegs sind, bis die Temperaturen wieder konstant bei mindestens null Grad liegen“, sagt Bereitschaftsleiter Philipp Schillert, der sich auch selbst an den Touren beteiligt. Aktuell laufen die Einsätze konstant seit 12. Februar, noch bis diesen Freitag sind sie seitdem vorausgeplant. Hinzu kommt eine 24/7-Verfügbarkeit rund um die Uhr den gesamten Winter über. „Wenn wir von der Leitstelle gerufen werden, unterstützen wir den Rettungsdienst. Das ist auch im Dezember und Januar schon vorgekommen“, so Philipp Schillert.
Leerstehende Gebäude sind mögliche Aufenthaltsorte
22 Stellen in Stadtgebiet von Frankfurt (Oder) stehen in dieser Nacht im Fahrplan für die Besatzung des Kältebusses. Darunter sind bekannte und mögliche Aufenthaltsorte von Wohnungslosen, unter anderem leerstehende Gebäude. In einem solchen im Buschmühlenweg stoßen Andreas Halwas, Veit Zettier und Mandy Kelling auf einen jungen Mann, der nur gebrochen Deutsch spricht. Um Sprachbarrieren überwinden zu können, führt die Bereitschaft Frankfurt (Oder) im Kältebus schriftliche Informationen auch auf Englisch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch und Rumänisch mit sich. Der junge Mann nimmt nach einem Becher Tee das Angebot an, sich in die städtische Obdachlosenunterkunft fahren zu lassen
In einer anderen Nacht sind es am Ende insgesamt vier Personen, die das Deutsche Rote Kreuz in die Obdachlosenunterkunft bringt. Eine weitere Person übergeben die Ehrenamtlichen nach einer ersten medizinischen Versorgung an den Rettungsdienst. Sie ist zuvor, beim Eintreffen des Kältebusses, hilflos auf der August-Bebel-Straße gelegen: mit einer blutenden Wunde im Gesicht und mit Anzeichen einer Unterkühlung. Bis die Kältebus- Besatzung in dieser Nacht ihren Einsatz beendet, ist eine Stunde nach Mitternacht. Auch Dokumentation und Nachbesprechung erfordern ihre Zeit.
Unterstützung für neues Fahrzeug erbeten
Bislang nutzt die Bereitschaft Frankfurt (Oder) einen Neunsitzer des DRK-Fahrdienstes für ihre Kältehilfe. Das Fahrzeug muss dazu täglich umgerüstet werden. Für einen neuen Kältebus sammelt der DRK-Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V. aktuell Spenden. Das neue Fahrzeug soll auf die Erfordernisse für die Kältehilfe abgestimmt sein, aber auch bei anderen Einsätzen der Bereitschaft genutzt werden können. Zuletzt hatte bereits der Energiedienstleister EWE 3000 Euro als Spende für einen neuen Kältebus zur Verfügung gestellt.
Bereitschaften mit ehrenamtlich tätigen Einsatzkräften unterhält der DRK-Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V. außer in Frankfurt (Oder) auch in Eisenhüttenstadt, Fürstenwalde, Strausberg und Oranienburg. Außerdem zählt die in Fürstenwalde beheimatete Rettungshundestaffel zu den Bereitschaften.
Die Mitglieder der Bereitschaften sind die „Spezialisten“ für kleine und große Notfälle. Sie kommen unter anderem bei Naturkatastrophen und bei größeren Unfällen zum Einsatz. Sie sind Bestandteil des behördlichen Katastrophenschutzes. Außerdem kümmern sie sich um den Sanitätsdienst bei Veranstaltungen.